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Rottmann (Heino Ferch) will beweisen, dass er unschuldig im Knast saß. Foto: ZDF

© Oliver Vaccaro

Thriller: Ein Mann sieht rot

Kein deutsches Heldenkino: Heino Ferch schlägt sich als einsamer Polizist und privater Rächer durch Berlin.

Eigentlich ist der einsame Wolf ein amerikanischer Mythos. Aber er macht sich im Kino, auch im Genre Polizeifilm, zu gut, um unkopiert zu bleiben. Und kopieren, das kriegen wir hier in Germany bestens hin. Der einsame Wolf heißt Rottmann und leitete einst eine Sondereinheit bei der Berliner Polizei. Bis man bei ihm Geld und Rauschgift fand. Es wurde ihm nicht geglaubt, als er beteuerte, ihm sei da was untergeschoben worden. Man hielt ihn für überführt, mit jener Gangsterbande gemeinsame Sache gemacht zu haben, die zu erledigen er angetreten war. Rottmann muss vier Jahre absitzen. Der Film beginnt am Tag seiner Entlassung. Er ist zurück, um den Schurken dingfest zu machen, der ihn verladen hat. Als privater Rächer. In Rückblenden wird die Vorgeschichte rekonstruiert.

Wir haben ja unter unseren A-Schauspielern einen Kerl, der es mit Bruce Willis aufnehmen könnte und dem ein bisschen ähnlich sieht. Heino Ferch verkörpert hier den Mann, der rotsieht. Er hat das nicht übel gemacht, es ist auch nicht das erste Mal, dass er als von allen guten Geistern und Mitmenschen verlassener Kämpfer gegen das Böse eingesetzt wird.

Ein Film hat aber nicht nur einen guten Typen, ein Drehbuch und einen Regisseur – zuständig für beides: Mark Schlichter –, er hat auch einen Geist, ein Kolorit. Bei kopierten Ideen fallen letztere Werte dünn aus. Wahrscheinlich hat Schlichter gar nicht realisiert, dass er mit seinem Rottmann ein Klischee bedient, das jenseits des Atlantiks entstanden ist. Die Macher von „Rottmann“ könnten argumentieren, dass auch hierzulande SEK’s, Verrat und das Bedürfnis nach Rache vorkommen. Nur dass ein Film, dessen Handlung auf hiesigem Mist gewachsen sind, dann auch Geist und Kolorit ausbildet, die man wiedererkennt. „Rottmann“ ist ein Wechselbalg. Man sieht die Siegessäule, aber der Film spielt nicht in Berlin, sondern in einem städtischen Nirgendwo. Dann der Konflikt mit der Familie, mit dem Eheweib und dem Sohn, dem Papa Rottmann ein ums andre Mal verspricht, er würde bei dessen nächstem Basketballspiel bestimmt auf der Zuschauertribüne sitzen.

Ein Polizeifilm ist eben kein Familienfilm, Frauen und Kinder sind bloß dazu da, das Ausmaß des Verlustes abzubilden, den der einsame Rächer erlitten hat. Sie geben seinem privaten Feldzug eine persönliche Legitimität, das ist alles. Die Szenen, in denen Rottmann zurückschlägt und den Gangsterboss austrickst, sind auch einwandfrei gebaut. Wie in einem Lehrfilm für Polizeithriller. Aber wir Zuschauer wollen keine Polizeithriller-Macher werden. Barbara Sichtermann

„Rottmann schlägt zurück“,

ZDF, 20 Uhr 15

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